Der Goldpreis fasziniert nach wie vor, und die Preise halten sich in der Nähe eines Rekords. Durch die sich hartnäckig zeigende Inflation, steigen die Renditen der Staatsanleihen seit einigen Tagen wieder an, sodass sich eine Pause der Rally ergeben könnte. Jedoch scheint der Ausbruch über das alte Allzeithoch von 2.080 USD diesmal nachhaltig zu sein. Die Performance in diesem Jahr von 14 % lässt nichts zu wünschen übrig, sodass es an der Zeit ist eine Zwischenbilanz zu ziehen.
Hier einige der wichtigsten Erkenntnisse zum aktuellen Zeitpunkt:
- Der Markt bildet ein neues Narrativ aus. Die Beziehungen zu den traditionellen Einflussfaktoren - dem US-Dollar, den Renditen der Staatsanleihen und den Realzinsen - haben sich verschoben. In den „alten“ normalen Zeiten hätten ein starker Dollar und 10-jährige Renditen von über 4,5 % den Metallpreis in den Keller gedrückt. Nicht so dieses Mal, zumindest noch nicht. Im letzten Monat ist der Goldpreis um 7 % gestiegen, während der Dollar um 1,8 % zugelegt hat, die Renditen der zehnjährigen Anleihen um 45 Basispunkte gestiegen sind und mittlerweile nur noch 2 Zinssenkungen in den USA erwartet werden.
Die Anleger sorgen sich also nicht um die Höhe der Finanzierungskosten, sondern um die Geopolitik, den außer Kontrolle geratenen Schuldenberg der US-Regierung, aber auch in Europa und nun auch um die wieder anziehende Inflation.
- Zu Beginn des Jahres war der Goldpreis eine klare Wette auf die Wahrscheinlichkeit einer Lockerung der Geldpolitik der US-Notenbank, hat aber in den letzten Wochen selbst dann zugelegt, als die Wahrscheinlichkeiten darauf zurückgingen. Das wirft die Frage auf, ob die Anleger jetzt Gold bevorzugen, um sich gegen Inflationsrisiken abzusichern oder aber weiterhin Zinssenkungen für eine steigende Attraktivität des Goldpreises sorgen.
- Ausländische Zentralbanken, vor allem aus China und Indien, sind nach wie vor eine treibende Kraft. Die Käufe der Zentralbanken beliefen sich in den letzten beiden Jahren 2022 und 2023 auf jeweils mehr als 1.000 Tonnen: Auch in diesem Jahr könnten sich die Käufe in der gleichen Größenordnung oder sogar etwas höher liegen. Damit erfolgt ein Stück weit eine Abkehr vom Dollar zu einer alternativen Währung und Wertspeichers.
- Die geopolitische Situation ist weiterhin so angespannt wie lange nicht mehr. Im Nahen Osten stehen sich Israel und der Iran gegenüber. In der Ukraine sind die russischen Streitkräfte auf dem Vormarsch. Und die USA stehen vor einem zermürbenden Präsidentschaftswahlkampf. In dieser angespannten Situation könnte Gold eine Art Versicherung sein, wenn Konflikte eskalieren sollten.
- Trotz der steigenden Goldpreise in den letzten Monaten bleiben die Gold-ETF-Anleger Nettoverkäufer. Die jüngsten Erhebungen von Bloomberg und Reuters zeigen, dass die Volumina einen neuen Tiefstand seit 2019 erreicht haben und im bisherigen Jahresverlauf um etwa 120 Tonnen gesunken sind.
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