Die chinesische Regierung zeigt heute, dass die Philosophie der Pandemie unverändert Bestand hat. Man wird mit aller Macht verhindern, dass Unternehmen aus dem Hypothekensektor Pleite gehen, wird den Aktienmarkt stützen, wird heimischen Technologieunternehmen mit einem Listing in Übersee helfen und so weiter. Es hat sich 2008 als Fehler herausgestellt, Lehman Pleite gehen zu lassen. Bailouts sind gut - das ist die Erkenntnis, die sich durchgesetzt zu haben scheint. Lehman darf sich nicht wiederholen.
Auch dieses Mal beweist die Regierung in China, dass sie aus den Fehlern der Amerikaner in der Finanzkrise gelernt hat. Noch im letzten Jahr konnte Chinas Regierung nicht genug davon bekommen, die Daumenschrauben für die Technologieunternehmen des Landes immer noch ein wenig weiter anzuziehen. Jetzt aber scheint der Punkt gekommen, wo weitere Verluste systemrelevant werden könnten. Also sollte man sich das heutige Tief im Hang Seng genau merken. Es ist ein Schmerzpunkt für die chinesische Politik erreicht worden. In folgendem Chart sieht man den Verlauf des Hong Kong 50 Cash Derivats - erst kam ein weiterer Absturz auf das tiefste Kursniveau seit 2016 - dann eine massive Aufwärtsbewegung.
Grund waren alle möglichen Headlines, dass die chinesische Regierung alles daran setzen wird, den Aktienmarkt zu retten.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wir haben teilweise Aktien wie Xpeng, die 26% oder mehr im Plus sind heute Morgen.
Ist das ein Boden bei chinesischen Aktien?
Die gute Nachricht: Nachdem einige der chinesischen Tech-Aktien seit Anfang März um 50% gefallen waren, gibt es nun eine gewisse Eindämmung der Verluste. Die schlechte Nachricht: Das ist noch kein Boden in diesen Aktien. Es ist lediglich der Ansatz da für eine Bodenbildung, die allerdings noch mehrere Wochen dauern könnte - wenn sie überhaupt kommt. Denn es ist noch nicht wirklich klar, wie wirksam die Eingriffe der chinesischen Regierung sein werden. Zunächst aber eine Beschau der Charts einiger Aktien aus dem Sektor. Wir sind im Börsenbuffet-Livestream heute um 9 Uhr auf die Aktien im Sektor eingegangen und haben die charttechnische Situation beleuchtet.
An den Gründen für die Verluste in den chinesischen Tech-Aktien hat sich durch die Ankündigungen der chinesischen Regierung erst einmal nichts geändert. Warum sind die chinesischen Tech-Aktien so stark gefallen? Dafür gibt es mehrere Gründe.
Erstens hat China massiv in die Regelung des Technologiesektors eingegriffen, mehrmals sogar ohne Vorankündigung und quasi über Nacht. Ausländische Investoren veranschlagen seither eine Risikoprämie für weitere "Aktionen" dieser Art. Das bedeutet: Die Kurs-Gewinn-Verhältnisse der chinesischen Unternehmen werden unisono niedriger angesetzt, als etwa Tech-Aktien an der Nasdaq.
Zweitens ist die Rolle Chinas im Ukraine-Krieg nicht klar. China ist neutral, die USA werfen aber immer wieder die Frage auf, ob China Russland nicht heimlich unterstütze. Das bedeutet: Anleger veranschlagen auch hier eine Risikoprämie für den Fall, dass am Ende China doch sagen wird, Russland unterstützen zu wollen, was Sanktionen gegen Chinas Wirtschaft zur Folge haben könnte. Diese Risikoprämie wird solange eingepreist bleiben bis entweder der Konflikt gelöst ist oder China seine Neutralität aufgibt und sich auf die Seite des Westens schlägt.
Drittens gibt es bereits zahlreiche Sanktionen gegen Chinas Wirtschaft, die auch mit einem schwelenden Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China zu tun haben. Im Kampf um die wirtschaftliche Vorherrschaft gilt es an der Wall Street zunehmend als unpatriotisch, in chinesische Aktien zu investieren. Dies ist ein psychologischer Faktor, der Anleger dazu bewegt, einen Bogen um chinesische Aktien zu machen.
Viertens führt ein steigender Zins, wie wir ihn etwa bei europäischen und US-amerikanischen Renten in den letzten Monaten sahen, zu einer Abdiskontierung zukünftiger Gewinne. Das Resultat sind geringere Kurs-Gewinn-Verhältnisse, die Anleger grundsätzlich in einem Umfeld höherer Zinsen bereit sind insbesondere für Technologie-Aktien noch zu zahlen. Dies gilt zwar für alle Tech-Aktien, aber eben im Speziellen auch für chinesische Tech-Aktien.
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