Aus der Pandemie-Panik wird an den Börsen gerade Impfstoff-Hoffnung und das drückt sich in der Bereitschaft der Anleger aus, die am meisten von immer wiederkehrenden Lockdowns geschundenen Aktien aus dem Germany 30 Index wieder zu kaufen. Aktien aus dem Technologie-Sektor sind im Laufe der nun schon neun Monate laufenden Pandemie zu defensiven Werten geworden. Jetzt aber, wo mit jeder neuen Impfstoff-Nachricht Licht am Ende des Tunnels dieser Pandemie erscheint, gehen die Anleger ins Risiko. Dieses Risiko sehen sie aber nicht bei den Unternehmen mit einer hohen Wachstumsfantasie, sondern bei Fluggesellschaften, in der Touristik, also all den zyklischen Aktien und den Sektoren, die Geld verdienen, wenn in Wirtschaft und Gesellschaft alles möglichst rund läuft. Diese Unternehmen finden sich vor allem im zyklischen Germany 30 Index, der obendrein bald noch auf 40 Werte erweitert werden soll.
Kein Ausverkauf bei den Pandemie-Gewinnern
Seit Jahresbeginn wurden fast ausschließlich wenige große Technologieaktien gekauft – ein Sektor, der sich dank „Stay-at-Home“- und Homeoffice-Trend unerwartet hohen Gewinnen gegenübersah. Die Unternehmen haben in so kurzer Zeit so viel Geld verdient, dass sich für sie vollkommen neue Perspektiven eröffneten. Apple ist in diesem Verlauf zum wertvollsten Unternehmen der Welt aufgestiegen. Nun aber ist es eine gute Nachricht, dass die Anleger an Apple und den anderen FANG-Aktien festhalten, obwohl der Wind wegen der Aussicht auf ein Ende der Pandemie mit all ihren Einschränkungen an den Börsen langsam drehen könnte. Denn im August sah es zeitweise noch so aus, als würde die Sektor-Rotation zu Lasten der Technologieaktien gehen. Das hätte die Stabilität im Germany 30 Index in Mitleidenschaft ziehen können. Denn die zyklischen Werte wie die traditionellen Autohersteller wie Daimler oder Volkswagen, aber auch die Fluggesellschaften wie die Lufthansa oder die Chemiebranche wie die BASF benötigen eine Rückkehr zur Normalzustand. Ihre Ertragskraft ist geschmälert und sie sind Underperformer, entwickeln sich also trotz der zuletzt stattgefundenen Sektorrotation also schwächer als der Gesamtmarkt. Wären die starken Tech-Aktien in eine starke Korrektur gegangen hätten diese Aktien, die vorwiegend im Germany 30 Index vorzufinden sind, besonders stark gelitten.
Hohe Liquidität auf der Suche nach Rendite
Drei Monate später aber sehen wir, dass die Flut der Zentralbank-Liquidität und der weiter große Renditehunger der Investoren alle Boote in der Lage ist zu heben. Während die Tech-Aktien im Nasdaq 100 auf hohem Niveau seitwärts laufen, steigt der Russel 2000 für kleine und mittlere US-Unternehmen zeitgleich auf ein neues Allzeithoch. Der Dow Jones mit seinen überwiegend klassischen Industriewerten durchbricht erstmals die Schallmauer von 30.000 Punkten. Der Germany 30 Cash Index könnte für das kommende Jahr Nachholpotenzial entfalten, wenn Anleger die relativ zur Wall Street günstigen deutschen Aktien als Nachzügler entdecken. Es ist im Übrigen ein Treppenwitz der Geschichte, dass diese von Donald Trump prognostizierte Marke just an dem Tag erreicht wurde, an dem er bekanntgab, den Weg für seinen Nachfolger Joe Biden freimachen zu wollen. Auch die Beziehungen Europas zu den USA könnte sich unter der Biden-Regierung aufhellen. Ohne neue Strafzölle oder sogar mit der Zurücknahme bestehender Strafzölle könnten deutsche Unternehmen aus dem Germany 30 Index besonders profitieren. Eine Fortsetzung des Handelskriegs der Trump-Regierung könnte die deutsche Wirtschaft jedoch erneut belasten. Nun müssen die ersten Schritte von Joe Bidens Regierung abgewartet werden.
Im Zick-Zack-Kurs weiter nach oben
Trotz der Aufholjagd bei zyklischen Aktien und Value-Titeln liegt in den kommenden Monaten noch ein Zickzack-Kurs vor den Börsen. Die Winter-Welle des Coronavirus mit ihren negativen wirtschaftlichen Folgen muss gegen jegliche Hoffnungen über einen Aufschwung in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres abgewogen werden. Das wird vermutlich nicht linear geschehen. Für jeden Schritt nach vorn wird der Markt einen halben oder dreiviertel Schritt zurückgehen. In der Tendenz dürfte die Kursentwicklung damit mittel- bis langfristig allerdings aufwärtsgerichtet bleiben. Je näher das Licht am Ende des Tunnels rückt desto gefragter könnten die zyklischen Werte im Germany 30 Index werden. Folgt allerdings auf die zweite Welle eine dritte und vierte Welle mit Rückschlägen bei der Impfung der Gesellschaft könnte das den Germany 30 schwer treffen.
Die Geldpolitik packt die Börsen in Watte
Die Volatilität an der Börse ist auf ein Niveau eingebrochen, das vergleichbar ist mit jener vor der Pandemie. Während vordergründig Infektionszahlen weiterhin die Nachrichten beherrschen, haben die Zentralbanken den Aktienmarkt wie ein zerbrechliches Postpaket in Watte gepackt. Mit so viel Puffer und Dämpfung kann auch die Winter-Welle des Coronavirus an den Kursen nicht mehr abgelesen werden. Die Anleger gehen davon aus, dass die zusätzlichen geldpolitischen Maßnahmen, die im Dezember sogar noch einmal ausgeweitet werden könnten, gegen mögliche Transportschäden auf dem Weg heraus aus der Pandemie schützen werden. Sollte ein neuer harter Lockdown kommen wissen die Anleger bereits, was darauf folgen könnte: Eine neue Korrektur am Aktienmarkt, neue Stützen der Zentralbanken und möglicherweise eine neue Rally bei Aktien. Mit diesem Wissen im Hinterkopf könnte die Korrektur auch gänzlich ausbleiben. Anleger könnten einfach direkt kaufen, ohne den Umweg über eine Korrektur.
Ministerium für Geld- und Finanzpolitik in den USA?
Durch die potenzielle Berufung von Janet Yellen an die Spitze des US-Finanzministeriums ist noch einmal eine große Menge an zusätzlicher Unterstützung für die Aktienmärkte hinzugekommen. Einige sprechen schon von einer Verschmelzung der US- Notenbank mit dem Finanzministerium, was grundsätzlich zu der Bereitschaft der Demokraten zu einem sehr großen Konjunkturpaket und neuen Staatsschulden passen würde. Die expansive Fiskalpolitik könnte durch eine ebenso expansive Geldpolitik getrieben werden, denn am Ende wird die US-Notenbank einen großen Teil der Schuldtitel der Regierung übernehmen müssen. Das schwächt den US-Dollar und treibt den Euro immer weiter in die Höhe. Die Europäische Zentralbank klagte im Herbst 2020 bereits über einen starken Euro. Steht die EZB vor einem neuen geldpolitischen Lockerungsschritt, um den Euro zu schwächen? Eine Trendumkehr im Euro könnte der zündende Funke für den Germany 30 sein, sich weiter nach oben zu entwickeln. Bei 1,2330 USD ist ein starker Widerstand im Euro zu sehen. Sollte es einen Ausbruch darüber im Jahr 2021 geben so könnte das Jahr geprägt sein von einer Fortsetzung der Euro-Rally mit entsprechenden negativen Folgen für den Germany 30. Sollte diese Marke als Widerstand bestätigt werden könnte die übergeordnet seitwärts gerichtete Entwicklung in EUR/USD oder eine abwärts gerichtete Entwicklung sich fortsetzen, was den Germany 30 stützen könnte. Neue Steuergeschenke zur Ankurbelung der deutschen Wirtschaft könnten außerdem vor den im Herbst 2021 anstehenden Bundestagswahlen ins Haus stehen. Auch das könnte den Germany 30 antreiben.
Charttechnik: Germany 30 an entscheidender Marke
Charttechnisch könnte der erste Erholungs-Impuls nach dem Lockdown-Ausverkauf im Frühjahr bis zum Hoch im Juli nach oben verlängert werden, insofern es gelingt, einen Monatsschlusskurs über 13316 Punkten zu generieren. Dieser Monatsschlusskurs sollte spürbar über diesem Level liegen, nicht nur ein paar Punkte. Die Auffächerungsmarken aus diesem ursprünglichen Impuls sind im Chart erkennbar. Die bärische Alternative wäre ein Fehlversuch, diese Marke auf Monatsschlusskurs nachhaltig zu überwinden. In diesem Fall könnte eine mehrmonatige Seitwärtsphase folgen, die in eine Korrektur münden könnte. Der Dreh- und Angelpunkt am Monatsende könnte also 13316 Punkte im Germany 30 Cash Index sein!
Germany 30 Cash CFD, Quelle: CMC Markets
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