Bankaktien stehen vor einer interessanten Situation, da Sektor selbst derzeit zu den stärksten Performern am US-Markt gehört und die meisten US-Bankaktientitel am oder in der Nähe des Allzeithochs notieren. Zum einen sind dies natürlich Vorschusslorbeeren bezüglich möglicher guter Zahlen, auf der anderen Seite könnte sich hier hohes Enttäuschungspotenzial entladen, wenn die Risiken in den Bankbilanzen zunehmen. Konkret ist dabei die deutliche Zunahme notleidenden Kredite gemeint, sowie die Rückstellungen, die die Banken dafür bilden müssen.
Kreditausfälle könnten den Banken zu schaffen machen
Eine Anhäufung notleidender Kredite könnte, den wachsenden Optimismus der Anleger über die Aussichten der größten US-Banken trüben, wenn sie diese Woche ihre Ergebnisse für das vierte Quartal vorlegen. Branchenkenner gehen davon aus, dass die notleidenden Kredite - Schulden von Kreditnehmern, die in den letzten 90 Tagen keine Zahlung geleistet haben – in den letzten drei Monaten des Jahres 2023 auf insgesamt 24,4 Milliarden USD gestiegen sein könnten, was fast 6 Milliarden USD mehr sein würde als Ende 2022.
Sollten sich diese Sorgen bestätigen dürften die Gewinne und die Quartalsergebnisse der Banken in den letzten drei Monaten des Jahres 2023 aber auch in den kommenden Monaten schrumpfen bzw. schlechter ausfallen als bisher gedacht.
Darüber hinaus kündigten einige Großbanken im Dezember an, dass sie bis zum Jahresende eine einmalige Belastung für eine Sonderumlage der Federal Deposit Insurance Corporation (US-Einlagensicherung) umsetzen wollen, um die fast 20 Milliarden Dollar wieder hereinzuholen, die der Versicherungsfonds der Aufsichtsbehörde im vergangenen Jahr durch die Zusammenbrüche der Silicon Valley Bank und Signature Bank verloren hat.
Banken kürzen weiterhin die Kosten
Positiv ist weiterhin die große Ambition der Banken Kostensenkungen voranzutreiben. Dies betrifft zum einen das Personal, aber auch die Anstrengungen neue Technologien in den Geschäftsalltag zu implementieren und dadurch effizienter zu werden.
Insgesamt wird erwartet, dass die Quartalszahlen und damit die Gewinne der sechs großen Banken, zu denen neben Citi und Wells Fargo auch J.P. Morgan, Goldman Sachs und Morgan Stanley gehören, in den letzten drei Monaten des Jahres 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um durchschnittlich 13 Prozent gesunken sind.
Trotz des erwarteten Gewinnrückgangs haben die Bankaktien im letzten Jahr gut abgeschnitten, was man an der Performance den großen Branchen-ETFs mit dem Ticker XLF im Vergleich zum SPX 500 sehen kann. Befeuert wird die Rally durch das Signal der Federal Reserve Ende letzten Jahres, dass die Zinserhöhung wahrscheinlich abgeschlossen ist. Höhere Zinsen trafen die Banken im vergangenen Jahr, wodurch die Kosten für Einlagen stiegen und der Wert ihrer Anleihenportfolios sank. Allerdings zeichnet sich dennoch eine stabile und kalkulierbare Ertragslage ab, von denen die Banken nach dem ersten Schock ebenfalls profitieren und die Banken mit den größten Risiken mittlerweile zusammengebrochen sind.
Quelle: CMC Markets Plattform, Vergleich zwischen SPX500 und XLF, 10.01.2024Kreditportfolio und Ausfälle bleiben wichtig
Fakt ist, dass nach dem Schock im März 2023 die Reserven der Banken im Moment ausreichend aus sind , weil wir nicht annähernd das Stressniveau von damals haben. In letzter Zeit sind jedoch auch die Zahlungsrückstände bei Verbraucherkrediten, insbesondere bei Kreditkarten und Autokrediten, gestiegen sind, sodass dieser Bereich beobachtet werden sollten, vor allem wenn es den Notenbanken nicht gelingt, eine „weiche Landung“ zu erzeugen und die Wirtschaft in eine schwere Rezession schlittert.
Der derzeitige Stand der notleidenden Kredite liegt immer noch unter dem Höchststand von 30 Milliarden USD während der Corona-Pandemie. Die großen Banken haben angedeutet, dass sie glauben, der Anstieg der unbezahlten Schulden könnte sich bald verlangsamen. Gewerbliche Immobilien, speziell Hypotheken auf weniger gut ausgelastete Bürogebäude, könnten in den kommenden Monaten ebenfalls Faktoren werden, die zu einem Anstieg der Problemschulden führten.
Bank of America, Citi, JPMorgan und Wells Fargo werden die ersten der großen Banken sein, die ihre Ergebnisse am 12. Januar bekannt geben. Goldman Sachs und Morgan Stanley, legen ihre Ergebnisse am 16. Januar vor.
Mehr zum Thema Quartalszahlen erfahren Sie in unserem Artikel Berichtssaison traden.
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