Die Aktien der SVB Financial Group stürzten am Donnerstag ab, nachdem das Unternehmen nach einem Rückgang der Einlagen, Vermögenswerte (Anleihen) mit Verlust verkaufen musste. Dies löste Schockwellen über den gesamten Bankensektor aus und ließ selbst gestandene Banken wie J.P. Morgan oder Goldman Sachs mit großen Kursverlusten zurück. Einige Anleger machen sich sorgen, dass sich die aktuellen Zinserhöhungen der Fed immer mehr auf die Kreditqualität auswirken und damit mehr Schuldner in Schieflage bringen und damit auch Banken.
Wer ist die SVB Financial Group?
Die SVB, Muttergesellschaft der Silicon Valley Bank, erlebte im Jahr 2021 eine Hausse, als sie in einer Zeit niedriger Zinsen und leichten Geldes Kredite an Start-ups vergab, die von Wagniskapitalgebern in den Bereichen Technologie, Biowissenschaften und Gesundheitswesen unterstützt wurden.
Die Schwierigkeiten von SVB kommen daher, da die im Silicon Valley ansässige Bank jetzt gezwungen war, Wertpapiere zu verkaufen, um sein Portfolio als Reaktion auf höhere Zinsen neu auszurichten, während es gleichzeitig mit niedrigeren Einlagen von Kunden zurechtkommen muss, von denen viele weiterhin keine Gewinne schreiben.
Im Detail gab die Silicon Valley Bank bekannt, dass sie den Verkauf ihres AFS-Anleiheportfolios (AFS = Zur Veräußerung verfügbar) im Wert von 21 Mrd. USD abgeschlossen hat. Die Bank hat durch den Verkauf einen massiven Verlust von 1,8 Mrd. USD erlitten. Das ist mehr als der gesamte Nettogewinn des Unternehmens im Jahr 2021 (1,5 Mrd. USD). Nun plant die SVB die Ausgabe neuer Aktien (Kapitalerhöhung) im Wert von 2,3 Milliarden Dollar, um die Verluste aus den Anleihenverkäufen zu decken. Mit dieser Aktion versucht SVB, die eigene Liquidität zu sichern. Dieser Schritt ist besorgniserregend, da die Ausgabe von neuen Aktien zur möglichen Deckung von Verlusten des Geschäftsbetriebs ist ein großes Warnsignal. Die Ausgabe von neuen Aktien führt in der Regel zu einer Verwässerung des Altbestandes, was ebenfalls ein weiterer Grund für den Absturz der SVB-Aktie ist. 2,3 Milliarden Dollar an neuen Aktien würden bei der heutigen Marktkapitalisierung etwa einem Drittel des Unternehmens entsprechen. Auch deshalb fällt die SVB-Aktie so dramatisch und eine Abwicklung der Bank scheint nicht mehr ganz ausgeschlossen zu sein.
Bankensektor wird in die Tiefe gezogen
Der Ausverkauf veranlasste die Händler, alle Bankaktien - insbesondere ihre Einlagen - genauer unter die Lupe zu nehmen, was dazu führte, dass zum Beispiel der KBW Nasdaq Bank Index um 7,7 % fiel. Es war also eine ereignisreiche Woche für den Bankensektor. Erst vor einigen Tagen wurde berichtet, dass die Kryptobank Silvergate ihren Betrieb einstellen wird, und zwar aufgrund der gleichen Probleme, mit denen auch die SVB zu kämpfen hat. Silvergate war mit vielen der gleichen Probleme konfrontiert, allerdings mit Kryptowährungen statt mit Technologie. Das Anleihenportfolio von Silvergate entwickelte sich ebenfalls abwärts, und der Kundenstamm wurde durch den Krypto-Crash von 2022 schwer getroffen und durch zahlreiche Insolvenzen deutlich belastet.
Ratinggesellschaften sind skeptisch
Die aktuellen Bedenken gegenüber der Bankenbranche dürften weiter bestehen bleiben. So stufte Moody's am Abend die SVB Financial Group und ihre Tochtergesellschaft, die Silicon Valley Bank, herab und änderte den Ausblick ihrer Ratings von stabil auf negativ.
Die Umstrukturierung der SVB-Bilanz führt zu einer Neuausrichtung der Bilanz in Richtung Aktiva, was sich positiv auf die Rentabilität auswirken wird, allerdings auf Kosten von realisierten Verlusten aus dem Verkauf von Anlagen. Moody's geht nicht davon aus, dass sich das Umfeld so weit erholen wird, dass SVB ihre Rentabilität, Refinanzierung und Liquidität wesentlich verbessern kann.
Schwappen die SVB-Probleme auf andere Banken über?
Die Befürchtungen, dass andere Banken mit den gleichen Problemen konfrontiert werden, erklären die aktuelle Sippenhaft aller anderer Bank-Aktien. Einige Beobachter halten die Sorgen jedoch für übertrieben, da die Probleme der SVB aus der Tatsache entstanden sind, dass sich als nicht nachhaltig herausstellt, wenn Start-ups auf Dauer keine Gewinne schreiben. Die großen Banken verfügen in der Regel jedoch über vielfältigere Finanzierungsquellen, die sie vor den Problemen der SVB bewahren dürften. Der „SVB-Moment“ ist nicht vollständig Indikativ für die gesamte Branche, sondern beeinflusst die angespannte Stimmung vor der nächsten Fed-Zinssitzung negativ.
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