Als die US-Notenbank auf ihrer letzten Sitzung Anfang Mai die Zinsen wie erwartet um 25 Basispunkte anhob, war die Reaktion der Märkte relativ harmlos. Es gab kaum Überraschungen, denn in der Erklärung wurde der Satz gestrichen, der auf weitere Zinserhöhungen hindeutete, was ein willkommenes Zeichen dafür war, dass die US-Notenbank kurz davorstand, die Zinserhöhungen zu pausieren oder einzustellen. Trotz dieser Andeutung einer möglichen Pause sind die 2-jährigen US-Renditen jetzt höher als zum Zeitpunkt der letzten Sitzung.
Dies ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass die Märkte die Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen bis weit ins nächste Jahr hinein aufgrund der robusten Lage auf dem Arbeitsmarkt und der Kerninflation neu bewerteten. Einige der jüngsten Äußerungen verschiedener Fed-Vertreter deuten darauf hin, dass sich eine Divergenz in Bezug auf die nächsten Schritte abzeichnet, mit einer leichten Tendenz, diese Woche eine Pause zu signalisieren.
Zu diesem Zeitpunkt scheint dies für die US-Zentralbank nicht allzu problematisch zu sein, wenn man bedenkt, wie weit die Fed in ihrem Zinserhöhungszyklus voraus ist. Der Arbeitsmarkt sieht nach wie vor gut aus, und die Löhne tendieren jetzt über dem Verbraucherpreisindex, was bedeutet, dass einige Fed-Mitglieder besorgt sein könnten über die Botschaft, die eine Beibehaltung der Zinssätze aussenden könnte, insbesondere angesichts der Tatsache, dass sowohl die australische Notenbank (RBA) als auch die Bank of Canada (BoC) in der letzten Woche unerwartet die Zinssätze angehoben haben. Da sowohl der Fed-Vorsitzende Jay Powell zu einer Pause neigt als auch der potenzielle stellvertretende Vorsitzende Philip Jefferson in Kommentaren kurz vor der Blackout-Periode ähnliche Überlegungen anstellte, hat sich die Fed zur Geisel der Erwartungen gemacht, da die EZB im Laufe dieser Woche die Zinsen anheben dürfte und auch die Bank of England in der kommenden Woche eine Zinserhöhung plant.
Die Fed dürfte eine Pause signalisieren
Nichtsdestotrotz scheinen sich die Anzeichen zu mehren, dass eine Pause genau das ist, was wir bekommen könnten, wobei das Problem darin besteht, welche Art von Botschaft dies an die Märkte senden wird. Die heute veröffentlichte Verbraucherpreisindex liegt mit 4,0% sogar unter den Erwartungen und deutet in die für die Fed richtige Richtung hin.
Dies zeigt, dass wir jetzt zum ersten Mal seit einiger Zeit einen deutlich positiven (~1 %) realen Leitzins in den USA haben. Die Fed wird sich wahrscheinlich weiterhin zurückhaltend äußern, aber die wichtigere Frage ist, ob sie die Zinssätze beibehalten wird, wenn die Inflation weiter sinkt (d. h. ob sie ihre Politik effektiv straffen wird). Laut den Äußerungen der letzten Wochen, dürften die Fed ihre Politik fortsetzen, denn sie sind sich der Tatsache bewusst, dass sie, wenn sie wie in den vergangenen Zyklen die Zinsen senken, dazu beitragen, zinssensible Sektoren wiederzubeleben und damit ihre Arbeit untergraben. Das wird die Fed sehr viel mehr zögern lassen als 2008 oder 2020, als die Dinge sehr viel einseitiger waren und wir mit mehr existenziellen Risiken konfrontiert waren.
Wenn die Botschaft lauten soll, dass die nächste Zinserhöhung im Juli erfolgen wird, warum dann noch warten, wenn die einzigen nennenswerten Daten bis dahin ein weiterer CPI- und ein Arbeitsmarktbericht sind?
Bleibt der Markt auch nach der Zinsentscheidung im Rally-Modus?
Es gibt Anzeichen dafür, dass sich die Rally an den US-Aktienmärkten über die Gruppe der großen Technologiewerte hinaus ausweitet, die in diesem Jahr diese Rally angeführt haben. Anleger scheinen demnach ihre Portfolios neu zu positionieren.
Monatelang stürzten sich die Anleger auf eine Handvoll Unternehmen, die in unsicheren Zeiten als sichere Anlagen gelten, und lösten damit eine Rally aus, die den S&P 500 seit Jahresbeginn um fast 12 % ansteigen ließ und sich auf eine kleine Gruppe von Aktien konzentrierte. Da sich die US-Wirtschaft trotz höherer Zinssätze gut hält, schwinden die Ängste vor einem bevorstehenden Abschwung. Einige Anleger haben begonnen, sich in wirtschaftlich sensible Marktbereiche zu begeben, die in diesem Jahr in Ungnade gefallen sind, darunter Small Caps, Energieaktien und Industriewerte, die im Juni alle eine kräftige Erholung erlebt haben. Es gibt Grund zu der Annahme, dass der Pessimismus, den wir zu Beginn des Jahres erlebt haben, einem Markt weicht, der stärker ist als erwartet.
Dennoch muss man festhalten, dass die Entscheidungen der Zentralbanken in dieser Woche entscheidend dafür sein sollten, wie weit die Zentralbanken noch zu gehen bereit sind, bevor sie Aufschluss darüber geben können wann sie die Zinsen nicht mehr erhöhen werden.
Wenn den Märkten nicht gefällt, was sie hören, könnte es zu einer stärkeren Abwärtsbewegung kommen.
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