Das Rote Meer dient als wichtige Seeroute, da es den Weg zwischen Europa und Asien erheblich verkürzt und 12 % des gesamten Welthandels durch dieses Meer führt. Doch seit Israel im Oktober 2023 seinen Krieg gegen die Hamas begonnen hat, ist die Überfahrt voller Gefahren, nachdem die jemenitischen Houthi-Rebellen zahlreiche Schiffe angegriffen haben. Dies gibt Anlass zur Sorge über die möglichen Folgen für den Welthandel.
Steigt die Inflation bald wieder an?
Das Rote Meer ist eine der verkehrsreichsten Seerouten, auf der bis zu 30 % des weltweiten Containerverkehrs abgewickelt werden. Nach den neuesten Daten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft waren im November 2023 täglich 500.000 Container auf dem Weg durch die Passage. Aktuell liegt das Aufkommen bei nur noch 200.000 Containern pro Tag und ist damit im Vergleich zum November 2023 um 60% eingebrochen. Viele der Schiffe werden derzeit umgeleitet und fahren jetzt über das Kap der Guten Hoffnung, eine viel längere Route, was die Fahrtzeit natürlich deutlich verlängert. Damit sind auch die Kosten für die Fracht stark angestiegen. Der Transport eines 40-Fuß-Standardcontainers von China und Europa kostet derzeit über 4.000 USD, verglichen mit rund 1.500 USD im November. Große Auswirkungen auf die Verbraucherpreise oder den Welthandel im Allgemeinen sind jedoch zwar noch nicht zu beobachten, jedoch lässt sich das nicht komplett ausschließen. Die Situation hat das Potenzial die gleichen Auswirkungen zu entwickeln wie einst der Unfall des Schiffes Evergiven im Suezkanal vor knapp 3 Jahren.
Dies sieht auch der Vorstandsvorsitzende von AP Moller-Maersk A/S, dem zweitgrößten Reeder der Welt. Er sagt, dass „je länger dies andauert, desto teurer wird es". Die Kosten angesichts des langsameren Schiffsverkehrs, der mehr Treibstoff erfordert, auftürmen werden. Dies könnte sich irgendwann in der Zukunft in höheren Verbraucherpreisen niederschlagen und den weltweiten Kampf gegen die Inflation lähmen, was wiederum die Weltwirtschaft anfälliger machen würde.
Neben dem Welthandel droht auch ein Krieg
Die jüngsten Ereignisse haben die Lage in der Region nur noch weiter verschärft. Da die Houthis ihre Angriffe im Roten Meer fortsetzen, beschlossen die USA und Großbritannien zu antworten und Stellungen der Rebellen zu bombardieren. Sowohl die Vereinigten Staaten als auch das Vereinigte Königreich führen Angriffe auf jemenitischem Territorium und gaben an, sich auf Ziele der Houthis zu konzentrieren. Darüber hinaus stufte Washington die Houthi als terroristische Gruppe ein, was eine mögliche Waffenruhe weiter in die Ferne rücken lässt. Da eine friedliche Einigung und Waffenruhe zwischen Israel und der arabischen Welt in der Palästina-Frage noch immer nicht in Sicht ist, ist es ungewiss, ob und wann die Houthis sich zurückziehen werden.
Zusammenfassung
Ausblenden sollten Investoren dieses Thema nicht. Mit dem zunehmenden Konflikt im und am Roten Meer steigen die Preise für Containerladungen rasend schnell an, da immer mehr Reedereien Umwege ihrer Schiffe einplanen müssen. Dies verursacht nicht nur einen Anstieg der Transportkosten, sondern hat auch das Potenzial, die Inflation anzuheizen. Wir sehen bereits die Auswirkungen für Spediteure von Rohstoffen, von Öl bis Gas und sogar Vieh. Der Verbraucher spürt den Effekt dagegen in der Regel mit einer Verzögerung von vier bis neun Monaten, sodass sich die Inflationsraten im zweiten Halbjahr wieder nach oben entwickeln und so die Notenbanken von deutlicheren Zinssenkungen abhalten könnten. Zudem dürfte sich die militärische Eskalation des Konflikts auf den Ölpreis auswirken, der kurz davor ist dynamisch anzusteigen.
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