Kaufen die Menschen in Zeiten hoher Inflation und wirtschaftlicher Unsicherheit, verstärkt durch die vielen geopolitischen Krisen, noch Smartphones für mehrere hundert Euro, Tablets oder Computer? Was die teuren iPhones angeht, kann man diese Frage durchaus noch mit Ja beantworten, bei allen anderen Geräten spürt Apple teilweise deutliche Umsatzrückgänge. Schlimmer aber noch: Auch für das nun bevorstehende wichtige Weihnachtsgeschäft erwartet der Elektronikkonzern gerade mal Umsätze auf Vorjahresniveau. Die Aktie fiel nach den Zahlen um rund zwei Prozent. Von ihrem Rekordhoch im Sommer bei knapp 200 US-Dollar, womit der Konzern kurzzeitig mehr als drei Milliarden Dollar wert war, ist sie wieder um 15 Prozent zurückgekommen und handelt derzeit knapp über ihrem 200-Tage-Durchschnitt. Nicht zuletzt wegen der Unsicherheiten im China-Geschäft.
Apples China-Geschäft bleibt die große Unbekannte
Seit der letzten Key-Note, auf der das neue iPhone 15 vorgestellt wurde, wurden die Investoren von verschiedenen Berichten sowohl über technische Probleme als auch einen langsameren Absatz der Geräte auf dem chinesischen Markt, der immerhin ein Fünftel des Gesamtumsatzes ausmacht, beunruhigt. Mit dem nun gestern vorgelegten Quartalsbericht konnte Apple zumindest einige dieser Zweifel zerstreuen. Zwar musste man in China einen Umsatzrückgang um zwei Prozent auf 15,1 Milliarden Dollar hinnehmen, währungsbereinigt wäre es allerdings ein Plus gewesen.
Der Höhenflug des Konkurrenten Huawei im eigenen Heimatmarkt scheint sich also noch nicht signifikant auf die Apple-Zahlen auszuwirken. Insgesamt aber dürfte der zunehmende Wettbewerb in China sowie die Spannungen rund um Apples wichtigsten Lieferanten Foxconn dazu führen, dass westliche Exporteure inklusive Apple ihre Bemühungen, sich von China weg zu diversifizieren, in den kommenden Monaten beschleunigen. Die politische Vorhersehbarkeit, die lange Zeit ein Markenzeichen des staatskapitalistischen Modells in China war, hat für ausländische Unternehmen stark nachgelassen. Apple und China sind mehr oder weniger zusammen aufgewachsen und ihre Beziehung ist inzwischen zu einem Eckpfeiler der Wirtschaftspartnerschaft zwischen den USA und China geworden, die mittlerweile immer mehr bröckelt.
KI, Streaming und günstigere MacBooks als Wachstumstreiber für Apple
Wie so häufig will Apple nicht der First Mover in einem Markt sein und versucht stattdessen, bestehende Produkte und Software weiterzuentwickeln und daraus den maximalen Ertrag zu erzielen. Apples Ambitionen im Bereich der Künstlichen Intelligenz sind deshalb auch noch nicht deutlich ausgeprägt. Mit viel Geld auf der hohen Kante sollte das Unternehmen allerdings jetzt mal etwas davon in die Hand nehmen, um mit der Konkurrenz wie Meta und Microsoft im Rennen um die generative KI mithalten zu können. Noch hinkt Apple hier deutlich hinterher und muss mit der Anschaffung von zahlreichen KI-Servern aufholen. Apple plant deshalb nun, jährlich mehr als eine Milliarde Dollar in diesen Bereich zu investieren und jüngste Stellenausschreibungen weisen auf einen verstärkten Fokus auf KI-gesteuerte Funktionen und Produkte hin. Dieser Schritt folgt auf die Veröffentlichung einer KI-basierten Autokorrektur-Funktion für das Betriebssystem iOS 17 vor einigen Monaten.
In letzter Zeit zeigen sich Apples Ambitionen, mehr Film- und Serieninhalte zu erzeugen, um so die Apple TV-App zu einem ernstzunehmenden Player im Streaming-Markt zu machen. Natürlich geistert hier auch immer wieder die Übernahme von Disney durch die Schlagzeilen, sicherlich das Traum-Szenario von Steve Jobs, wäre er noch am Leben. Jedoch dürfte es wohl eher bei einem Traum bleiben, obwohl bei den aktuell tiefen Kursen der Disney-Aktie sicherlich kein Ding der Unmöglichkeit.
Weiter dürfte in den nächsten Monaten auch das Re-Design der MacBooks eine wichtige Rolle für Apple spielen, um den Umsatz zu diversifizieren und nicht alle Hoffnungen auf dem iPhone ruhen zu lassen. Wahrscheinlich dürfte Apple das Design bis Ende des nächsten Jahres komplett überarbeiten und auch ein günstigeres Modell in sein Sortiment aufnehmen.
Aktienrückkäufe von Apple als notwendiges Übel
Seit mehr als einem Jahrzehnt hält Apple seine historischen Rückkaufpläne ein und hat seit 2012 bereits mehr als 590 Milliarden US-Dollar dafür ausgegeben, im dritten Quartal noch einmal kamen noch einmal 15,5 Milliarden USD hinzu. Da diese Aktienrückkäufe zu einem wesentlichen Bestandteil des Geschäftsmodells von Apple geworden sind, nicht zuletzt wegen der schieren Notwendigkeit der Kapitalverwendung, gibt es allen Grund zu der Annahme, dass das Programm mit Volldampf weitergehen wird, Umsatzschwierigkeiten hin oder her. Auf Dauer könnte sich hieraus für die Fantasie in der Aktie auch ein Problem ergeben, wenn auf der anderen Seite der nächste Umsatzbringer nicht bald auftaucht, da dann die Wachstumsperspektiven fehlen würden. Apple ist mit diesem Problem allerdings nicht allein. In der Tech-Branche verfügen die größten Unternehmen über viel Bargeld und müssen sich die Frage stellen, wie sie dieses Geld an die Investoren zurückgeben können. Rückkäufe sind ein Artefakt ihres operativen Geschäfts. Sie generieren so viel Geld, haben dann aber nicht genug neue Ideen oder Investitionsanreize, um es zu verwenden.
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