Die steile Rallye an den US-Aktienmärkten, aber in Europa hat angesichts der Größe und des Umfangs des Anstiegs viele Skeptiker auf den Plan gerufen. Beide Märkte legten im Januar eine außerordentliche Performance hin und sorgten für den besten Jahresstart seit über 30 Jahren. Mit dem Monatswechsel notieren der SPX 500 mit über 7 % und der Germany 40 mit über 10 % im Plus und haben innerhalb eines Monats teilweise die komplette Jahresperformance der großen Indizes abgespult. Die große Frage ist nun, ob sich diese Rally halten kann und wie stark sie sich noch ausprägen kann. Handelt es sich um eine Täuschung bzw. um einen kurzfristigen Short-Squeeze oder haben die Aktienmärkte nach einem düsteren Jahr 2022 tatsächlich eine Trendwende vollzogen? Glücklicherweise kann die technische Analyse den Anlegern bei der Beantwortung dieser sehr wichtigen Frage helfen, auch wenn dies natürlich nicht mit einer 100%-Sicherheit erfolgen kann.
Wie im unteren Chartbild dargestellt, entwickelte der S&P 500 ab Januar 2022 einen Abwärtstrend. Die damit verbundene Folge von tieferen Hochpunkten fungierte während des gesamten letzten Jahres als dynamischer Widerstandsbereich. Nach mehreren gescheiterten Ausbrüchen und einem Bärenmarkt mit Kursverlusten von über 25 % brach der S&P 500 im letzten Monat schließlich über seinen Abwärtstrend aus. Darüber hinaus überwand der Index in dieser Woche auch die Höchststände vom Dezember 2022 bei 4.100 Punkten, was darauf hindeutet, dass ein neuer Aufwärtstrend gestartet sein könnte.
Quelle: CMC Markets Plattform, Tageschart, 07.02.2023Trendlinien und Widerstände
Während Trendlinien variieren und manchmal subjektiv sein können, insbesondere wenn sie in verschiedenen Zeitintervallen verwendet werden, können gleitende Durchschnitte eine objektive Perspektive auf die Trendrichtung bieten. Dies liegt vor allem daran wie ein gleitender Durchschnitt berechnet wird. Ein einfacher gleitender Durchschnitt wird berechnet, indem das arithmetische Mittel des Kurses eines Wertpapiers durch eine bestimmte Anzahl von Perioden (Wochen, Tage, Minuten) dividiert wird. An den Aktienmärkten sind die gängigsten gleitenden Durchschnitte der 50-Tage-Durchschnitt und der 200-Tage-Durchschnitt. Liegt der Kurs über einem langfristigen gleitenden Durchschnitt, z. B. dem 200-Tage-Durchschnitt, wird das Wertpapier im Allgemeinen als in einem Aufwärtstrend befindlich betrachtet, und umgekehrt, wenn der Kurs unter dem langfristigen gleitenden Durchschnitt liegt.
Golden Cross, gleitende Durchschnitte kreuzen sich
Gleitende Durchschnitte können auch eine zusätzliche Ebene der Trendbestätigung bieten. Wenn beispielsweise ein kurzfristiger gleitender Durchschnitt (z. B. der 50-Tage) einen längerfristigen gleitenden Durchschnitt (z. B. den 200-Tage) übersteigt. Diese Situation ist als Aufwärtssignal "Golden Cross" bekannt. Umgekehrt wird ein bärisches "Death Cross"-Signal erzeugt, wenn ein kurzfristiger gleitender Durchschnitt unter einem längerfristigen gleitenden Durchschnitt kreuzt.
Wie man auf dem SPX 500-Chart erkennen kann, wurde mit dem letztwöchigen Anstieg genau dieses Golden-Cross-Signal erzeugt, das erste Golden-Cross-Signal seit über zwei Jahren. Um abzuschätzen, was dieses Signal für künftige Renditen bedeutet, kann man aus Statistiken seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges folgendes herauslesen.
In der Vergangenheit hat der SPX 500 Index nach jedem Golden Cross in den nächsten 12 Monaten tendenziell eine positive Rendite erzielt hat. Bei den letzten 36 Signalen erzielte der Index eine durchschnittliche 12-Monats-Rendite von 10,5 %, wobei 77,8 % der Fälle eine positive Rendite erzielten. Was ebenfalls interessant ist, ist, dass die Performance des Index sogar noch besser ist, wenn ein Golden Cross dann auftritt, wenn der 200-Tage-Durchschnitt weiter fallend ist, wie beim aktuellen Ereignis. Dann beträgt die durchschnittliche 12-Monats-Rendite für den SPX 500 sogar 16,8 %, wobei 93,3 % der Ereignisse zu positiven Renditen führten.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das aktuelle Golden Cross-Signal zu den zunehmenden technischen Indikatoren zählen, die für einen Trendwechsel beim SPX 500 sprechen und damit die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass der Tiefpunkt des Bärenmarktes im Oktober erreicht wurde. Während das derzeitige Tempo der Rallye wahrscheinlich in den nächsten Wochen und Monaten nicht haltbar erscheint, scheint der Richtungswechsel gegenüber dem Abwärtstrend des letzten Jahres sich manifestieren zu können.
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