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Chinas Aktienmarkt – Schlechte Stimmung, gute Alternative?

Dem chinesischen Kalender nach steht das Jahr 2024 unter der Schirmherrschaft des Holzdrachens. Laut dem östlichen Horoskop ist dies das stärkste Zeichen, das Kraft, Stärke und Energie symbolisiert. Genau davon benötigen sowohl Chinas Wirtschaft als auch der Aktienmarkt nach einem Jahr voller konjunktureller Enttäuschungen nach Öffnung des Landes nach der Corona-Pandemie jede Menge.

Fünf-Prozent-Ziel erreicht

China hat die Anleger mit seiner schwächer als erwarteten wirtschaftlichen Erholung im vergangenen Jahr klar enttäuscht, die erhoffte Dynamik Fehlanzeige. Für die Regierung in Peking und die Notenbank gibt es deshalb noch viel zu tun. Nach zwei Leitzinssenkungen und einer Reihe von Konjunkturmaßnahmen wuchs die chinesische Wirtschaft im vergangenen Jahr zwar um 5,2 Prozent. An das zweistellige Wachstum der vergangenen Jahrzehnte reichen die Zahlen aber lange nicht heran, zumindest wurde Pekings Ziel von fünf Prozent Wachstum dank eines guten Abschlussquartals erreicht.

Kriegsgefahr auch nach Taiwan-Wahl eher gering

Auch geopolitisch kommt das Land nicht zur Ruhe, was durch die Wahlen in Taiwan an diesem Wochenende noch einmal bestätigt wurde. Zwar sind die Hoffnung groß und die Wahrscheinlichkeit eines Krieges zwischen China und Taiwan weiterhin eher gering, dennoch ist das Risiko vielleicht gerade so hoch wie nie zuvor. Mit einer der Gründe, warum viele Investoren China als Investmentziel den Rücken gekehrt haben und vielleicht weiter kehren werden. Und das, obwohl die großen Internet-Unternehmen des Landes im vergangenen Quartal hervorragende Zahlen veröffentlichten und die Bewertungen im Vergleich zu ihren US-Konkurrenten fast spottbillig sind.

China ist weniger auf ausländische Investitionen angewiesen

Angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Aussichten in China haben viele ausländische Unternehmen ihre Gewinne aus dem Land zurückgeholt, anstatt dort zu investieren. Höhere Zinssätze auf anderen Märkten haben die Kapitalflucht verstärkt. Im dritten Quartal 2023 waren die ausländischen Direktinvestitionen in China zum ersten Mal seit 1998 negativ. Noch vor anderthalb Jahren lagen die vierteljährlichen ausländischen Direktinvestitionen bei über 100 Milliarden Dollar. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die chinesische Wirtschaft dem Untergang geweiht ist. Nach Jahren der rasanten Entwicklung ist das Land heute weniger auf ausländische Investitionen angewiesen als früher. In den 2000er Jahren machten ausländische Direktinvestitionen drei bis fünf Prozent des chinesischen BIPs aus. In den letzten Jahren ist dieser Anteil auf unter zwei Prozent gesunken.

Demografie bleibt Risikofaktor

Auch China hat mit einer schrumpfenden Erwerbsbevölkerung zu kämpfen. Im vergangenen Jahr ist die Bevölkerung des Landes zum ersten Mal seit sechs Jahrzehnten zurückgegangen, während der Anteil der über 60-jährigen von 10 Prozent im Jahr 2000 auf fast 20 Prozent weiter gestiegen ist. Allein von 2019 bis 2022 hat China 41 Millionen Erwerbstätige verloren, fünf Prozent seiner gesamten Erwerbsbevölkerung. Das bedeutet jedoch nicht, dass es für die jüngeren Generationen einfacher ist, an Jobs zu kommen, denn die Jugendarbeitslosenquote hat sich seit der Corona-Pandemie mehr als verdoppelt und lag in der Spitze bei über 20 Prozent. Mittlerweile hat die chinesische Regierung die Veröffentlichung der Daten eingestellt, was Anlass zur Sorge gibt, dass sich die demografische Situation in China noch schlechter entwickelt als bislang angenommen.

Chinas Aktienmarkt mit der Chance auf Comeback

Die künftige Entwicklung des Verhältnisses zwischen China und Taiwan hat zweifelsohne auch tiefgreifende Auswirkungen auf die Zukunft der Beziehungen zwischen der westlichen Welt und China. Spannungen sind hier weiterhin zwar wahrscheinlich, jedoch sollten diese auch in Zukunft eher diplomatisch gelöst werden, da die Kosten einer Eskalation für beide Seiten enorm wären und nur Verlierer hervorbringen würden. Der Wechsel in Taiwans Führung nach der Wahl erhöht nun auf den ersten Blick zwar das Risiko einer Eskalation, sollte aber auch nicht überbewertet werden. Auf der anderen Seite könnte eine nicht unwahrscheinliche Phase abnehmender Spannungen auch dazu führen, dass sich die chinesische Wirtschaft nach den politischen Eingriffen in den vergangenen Jahren endlich etwas stärker erholt.

Anleger sollten den chinesischen Aktienmarkt deshalb noch nicht ganz abschreiben, auch weil er nach der nur unterdurchschnittlichen Wertentwicklung in den vergangenen zwölf Monaten im Verhältnis zu anderen günstig bewertet ist. Vor dem Hintergrund einer konjunkturellen Abkühlung in den USA und Europa könnten gerade die Aktien aus dem Reich der Mitte 2024 durchaus eine gute Alternative sein. Vielleicht auch mit der Kraft, Stärke und Energie des Holzdrachens.

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