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US‑Großbanken melden starke Quartalszahlen, europäische Institute kämpfen weiter um Anschluss

Erste Ergebnisse aus den USA zeichnen für das zweite Quartal 2025 ein gemischtes Bild: Citigroup, Wells Fargo und JP Morgan Chase haben ihre Zahlen vorgelegt und zeigen, dass der Gewinnabstand zu den europäischen Banken weiter wächst.

US‑Institute bauen Gewinnvorsprung aus
Die zehn größten US‑Banken haben im Jahr 2024 mehr als doppelt so viel verdient wie ihre europäischen Pendants. JP Morgan gab bekannt, weiterhin keine Zeichen der Schwäche erkennen zu können, die etwa durch die Zollpolitik entstehen würden und obwohl die Umsätze leicht rückläufig waren, übertraf JP die Erwartungen. Citigroup war die einzige US‑Bank, deren Aktienkurs nach Bekanntgabe der Quartalszahlen stieg, und Wells Fargo meldete deutliche Impulse für künftiges Wachstum durch den Wegfall regulatorischer Hürden.

Europäische Banken: Bessere Effizienz, strukturelle Defizite
Man erkennt aber deutlich, dass es jetzt keine massiven Neuanstellungswellen gibt. Die Institute bleiben vorsichtig optimistisch, scheinen sich aber auch für den Fall eines Abschwungs vorzubereiten. Auch in Europa haben Banken ihre Kosteneffizienz verbessert. Trotzdem stehen sie vor tiefgreifenden Herausforderungen:

  • Fragmentierte Märkte erschweren bundes- und europaweite Skaleneffekte.

  • Unterentwickelte Kapitalmärkte hemmen große Börsengänge. Große Emissionen wie Brainlab oder AutoDoc wurden abgesagt.

  • Geringere Bewertungen bei IPOs: Deutsche Neuemissionen erzielen im Schnitt nur halb so hohe Bewertungen wie in den USA.

Politische Rahmenbedingungen als Bremse und Motor
Die von Ex‑Präsident Trump geforderte Erhöhung der NATO-Beitragszahlungen hat Europa zu Milliardeninvestitionen in Verteidigung veranlasst, in Deutschland auch zusätzliches Momentum in den Bereichen Energiewende und Infrastrukturinvestitionen gebracht. Ohne Trump wäre das alles nicht so schnell gegangen. Das eröffnet europäischen Banken zusätzliche Kreditmöglichkeiten und verspricht höhere Zinseinnahmen – Stichwort steilere Zinskurve, weil Banken langfrist verleihen und sich kurzfristig refinanzieren. Gleichzeitig könnten Exportfinanzierungen unter den vielleicht am 1. August neuen Zöllen leiden, und Gegenmaßnahmen bergen das Risiko belasteter Kreditvergaben und höherer Refinanzierungskosten. Zugleich könnten sie aber temporär Marktanteile gegenüber Nicht‑EU‑Banken zurückerobern und Branchenzusammenschlüsse forcieren, wenn die EU in Vergeltungsmaßnahmen auf US-Zölle amerikanische Banken auf dem europäischen Markt beschneidet. 

JP Morgan Chase: Digitales Banking und Regulierungsdebatte
JP Morgan Chase präsentierte ein solides Ergebnis und hob hervor, dass die Erträge durch eine steilere Zinskurve gestützt werden. Im digitalen Bereich investiert das Institut kräftig in Stablecoins und eigene digitale Deposit‑Token, um die Zukunft des Zahlungsverkehrs aktiv mitzugestalten. Konzernchef Jamie Dimon forderte zugleich ein Ende strenger Kapitalregeln und appellierte an die Politik, Wachstum nicht durch zu viel Regulierung zu ersticken.

Wells Fargo: Asset Cap weg – Zurück auf Wachstumskurs
Wells Fargo darf nach sechs Jahren wieder uneingeschränkt aktiv sein – die US‑Aufseher haben alle 13 seit 2019 verhängten Beschränkungen aufgehoben. Das Haus startet ein neues Aktienrückkaufprogramm über 40 Milliarden US‑Dollar und hebt die Dividende um 12,5 Prozent an. Mitarbeiter erhalten zudem zusätzliche Aktienbeteiligungen. Auch wegen Basisproblemen – etwa Verluste im Bereich Büroimmobilien und nachlassende Auto­kredit­nachfrage – setzt Wells Fargo auf Kostendisziplin: Die Belegschaft schrumpft bereits seit 20 Quartalen.

Citigroup: Effizienz und Handel im Fokus
Die Citigroup kann auf ein Rekordquartal im Handelsgeschäft zurückblicken. Anleihen- und Aktien‑Trading haben das beste Ergebnis seit 2020 erzielt, und das Investment Banking profitierte von großen M&A‑Deals wie bei Boeing und US Steel (+50 Prozent). Die Vermögensverwaltung wuchs um 20 Prozent, bei einer Marge von 29 Prozent. Im Privatkundengeschäft sind die Wachstumsraten mit sechs Prozent jedoch nur moderat, was auf eine allgemein höhere Zurückhaltung der amerikanischen Bürger deuten könnte. Besonders zukunftsweisend ist „Citi Token Services“: In vier Märkten ermöglicht es einen nahtlosen Wechsel zwischen Fiat- und Digitalwährungen ohne Transaktionskosten.

Ausblick: Chancen nutzen, Strukturreformen vorantreiben
Die US‑Institute festigen ihre Spitzenposition – auch dank höheren Zinseinnahmen, effizienter Aufstellung und Innovationsführerschaft im Digitalbanking. Europäische Banken haben ihre Hausaufgaben in Sachen Kostensenkung gemacht, müssen aber strukturell stärker werden: durch Konsolidierung, die Entwicklung kapitalmarktfreundlicher Rahmenbedingungen und die Unterstützung großer Börsengänge. In Deutschland spielt vor allem das Vorantreiben des Rentenaktienkontos und eine Förderung der Aktienkultur eine große Rolle. Die derzeitige politische und wirtschaftliche Dynamik in Verteidigung, Infrastruktur und Energie bietet dafür eine einmalige Chance. Nur wenn die Institute jetzt aber investieren und ihre Märkte enger zusammenrücken, können sie den Rückstand zu den US‑Konkurrenten nachhaltig verringern.


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