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Berichtssaison im Fokus – Hohe Kurse und hohe Erwartungen

Am Freitag startet die Berichtssaison für das zweite Quartal in den USA und stellt damit den nächsten Lackmustest für den Aktienmarkt dar, der im ersten Halbjahr – von ein paar kleinen Rücksetzern mal abgesehen – eigentlich nur eine Richtung kannte, die nach oben. 

Neun Prozent Gewinnwachstum im S&P 500

Nach oben soll es auch mit den Gewinnen der Unternehmen im S&P 500 im zweiten Quartal gegangen sein, geht es nach den Konsensschätzungen im Markt. Im Jahresvergleich rechnen die Analysten mit einem Plus von fast neun Prozent, es wäre der höchste Zuwachs seit dem ersten Quartal 2022, als die Gewinne nach der Corona-Pandemie um 9,4 gestiegen waren. Die Gewinnschätzungen für den marktbreiten S&P 500 sind in den vergangenen drei Monaten kontinuierlich gestiegen und erreichten Ende Juni ein Rekordhoch von 261,74 US-Dollar pro Aktie. Viel wird dabei immer auf die Gewinndynamik der Glorreichen Sieben abgestellt, allerdings sind diese Aktien nicht allein dafür verantwortlich. Der Anteil der S&P 500-Unternehmen mit Gewinnsteigerungen auf Drei-Monats-Sicht liegt mit 83 Prozent ebenfalls auf dem höchsten Stand seit 2022, was für eine breite Partizipation spricht.

Glorreiche Sieben (Sechs) weiter mit KI-Fantasie

Trotz aller Breite sollten vor allem im viel beachteten Technologiesektor die Glorreichen Sieben Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia (und Tesla) das Gewinnwachstum des S&P 500 im zweiten Quartal maßgeblich bestimmen. Angesichts einer stabilen wirtschaftlichen Lage und sich fortsetzender Investitionen in die künstliche Intelligenz dürften die Unternehmen ihre Prognosen kaum oder gar nicht senken. Das ist auch deshalb dringend geboten, weil sich durch die Rally auch die Bewertungen der Aktien deutlich nach oben bewegt haben. Enttäuschungen dürften daher mit Kursverlusten einhergehen. Liefern die Unternehmen allerdings erneut ab, könnte dies die von vielen Anlegern erhoffte Korrektur weiter verzögern und den Grundstein für ein ebenso starkes zweites Börsenhalbjahr legen.

Rezessionsrisiken nehmen zu

Allerdings mehren sich derzeit die Anzeichen für eine Konjunkturabschwächung in den USA, die entsprechenden Einkaufsmanagerindizes liegen sowohl im produzierenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor nun unter 50 Punkten. Zwar sind entsprechende Rezessionsgefahren auf dem Parkett der Wall Street noch kein großes Thema, aber das kann sich mit weiter schwachen Daten schnell ändern. Zudem hat die Breite der Aktienmarktrally in den vergangenen Wochen weiter abgenommen, was ein Indiz dafür sein könnte, dass die fundamentale Unterstützung für den Bullenmarkt schwindet. Reagiert nun die Fed auf eine mögliche Rezession zu spät mit Zinssenkungen, dürfte dies die Kurse und Schätzungen unter Druck bringen, da dann die hohen Bewertungen überzogen wären. Die aktuell starke Rally könnte dann auch die Bühne für einen heftigen Ausverkauf bereiten.

Aktienmarkt in der Breite nicht zu teuer

Das aktuelle Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) im S&P 500 liegt mit knapp 27,4 deutlich höher als vor einem Jahr (23,4), was maßgeblich auf die stark gelaufenen Aktien der Glorreichen Sieben zurückzuführen ist. Das sich auf die Gewinnerwartungen in 12 Monaten beziehende, sogenannte Forward-KGV, des gesamten S&P 500 beträgt 21,2, während der Median nur bei 17,8 liegt. Damit ist dann auch klar, dass der breite Markt nicht überbewertet ist und sich für sogenannte Stock-Picker eine gute Gelegenheit ergeben könnte, unterbewertete Unternehmen herauszufiltern.

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