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Allzeithochs und hohe Erwartungen an Zinssenkungen - wer hat Unrecht?

Wir beobachten derzeit, dass die großen Aktienindizes nahe ihren historischen Höchstständen liegen. Diese Situation wirft bei den Anlegern viele Fragen auf, insbesondere im Zusammenhang mit den Erwartungen hinsichtlich der künftigen Geldpolitik der US-Notenbank (Fed). Derzeit geht der Markt davon aus, dass die Fed die Zinsen bis zum Ende des Jahres um 100 Basispunkte senken wird, wobei nur noch drei Sitzungen bis zum Jahresende stattfinden werden.

Die Fed und mögliche Zinssenkungen

Die Annahme von Zinssenkungen um 100 Basispunkte bis zum Jahresende ist gewagt, hauptsächlich angesichts der sich verschlechternden makroökonomischen Daten. Bis zum Jahresende stehen nur noch drei Fed-Sitzungen an, was bedeutet, dass die Zinsen auf einer dieser Sitzungen um 50 Basispunkte gesenkt werden müssten. Dies wäre ein außerordentlicher Schritt, der unter normalen wirtschaftlichen Bedingungen als klares Signal für eine schwächelnde Wirtschaft gewertet werden würde.

Markterwartungen und weiche Landung

Trotz dieser potenziellen Zinssenkungen scheint der Aktienmarkt zu glauben, dass die Fed in der Lage ist, eine so genannte „weiche Landung“ zu erreichen - d. h. eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums, ohne eine Rezession einzuleiten. Ein solches Szenario wäre ideal, aber die Wirtschaftsdaten deuten auf etwas anderes hin. Indikatoren wie die Verlangsamung des BIP-Wachstums oder die steigende Arbeitslosigkeit zeigen, dass die US-Wirtschaft möglicherweise schwächer ist, als es scheint.

Das Paradoxon der hohen Aktienindizes

Einerseits rechnet der Aktienmarkt, der sich nach wie vor in der Nähe von Rekordständen befindet, mit einer Senkung der Zinsen, wodurch die Kapitalkosten sinken dürften und die Aktienbewertungen steigen. Sollte die Fed jedoch beschließen, die Zinsen um 100 Basispunkte zu senken, wäre dies ein klares Signal, dass die Wirtschaft in schlechterer Verfassung ist, als die Anleger derzeit annehmen. In diesem Fall könnte eine hohe Bewertung der Aktien ungerechtfertigt sein.

Zwei mögliche Szenarien  

Es gibt also zwei Szenarien. Im ersten Szenario senkt die Fed die Zinsen tatsächlich um 100 Basispunkte und gibt damit zu, dass die Wirtschaft schwach ist. In einer solchen Situation könnten die heutigen hohen Aktienbewertungen zu optimistisch sein, und eine Marktkorrektur dürfte unvermeidlich sein.

Das zweite Szenario geht davon aus, dass sich die Wirtschaft besser entwickelt als befürchtet und die Fed beschließt, die Zinsen weniger stark zu senken, beispielsweise um 50-75 Basispunkte bis zum Jahresende. In diesem Fall könnten die aktuellen Bewertungen gerechtfertigt sein, aber kleinere Zinssenkungen könnten den Markt enttäuschen, der mit einer aggressiveren geldpolitischen Lockerung rechnet. Dies wiederum könnte zu einem Rückgang der Aktienkurse führen, wenn die Anleger ihre Erwartungen revidieren.

Wer hat Unrecht?

Die derzeitige Situation ist also voller Unsicherheiten. Entweder ist der Aktienmarkt in Bezug auf die Konjunkturaussichten zu optimistisch, was zu Überbewertungen führen könnte, oder die Fed wird die Zinsen tatsächlich drastisch senken müssen, was wiederum bedeutet, dass sich die US-Wirtschaft in einer schwierigeren Lage befindet, als die Anleger derzeit annehmen.

In beiden Fällen liegt jemand falsch. Der Finanzmarkt ist wie ein Barometer fü r die Zukunft, aber auch dieser kann manchmal irreführende Signale geben. In den kommenden Monaten wird es entscheidend sein, die Entscheidungen der Fed und die Reaktion des Marktes auf diese Entscheidungen genau zu beobachten. Die Anleger sollten sich auf mögliche Veränderungen vorbereiten und bereit sein, ihre Anlagestrategien je nach Entwicklung der Lage schnell anzupassen.

Der Herbst/Winter 2024 könnte für die Finanzmärkte voller Überraschungen sein. Die entscheidende Frage lautet: Wer hat Recht - die Fed oder der Markt? Beschließt die Fed aggressive Zinssenkungen, könnte dies ein Warnsignal für den Aktienmarkt sein. Fallen die Kürzungen geringer aus, muss der Markt möglicherweise seine Erwartungen revidieren, was zu einer Kurskorrektur führen kann. In beiden Fällen müssen sich die Anleger auf eine erhöhte Volatilität und die Möglichkeit plötzlicher Marktveränderungen einstellen. Hinzu kommt die Zeit vor den Wahlen in den USA und der enorme Einfluss der Finanzpolitik auf das weitere Schicksal der Geldpolitik.

 

 


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